Re: [gentoo-user-de] Kinderpornografie - Gesetzesentwurf im Parlament zügig verabschieden!

[Alex Schuster <wonko@wonkology.org>]

Nicolas Richter schreibt:

> Ein grosser Tag für Deutschlands Kinder - Ich finde das sollten wir
> trotzdemaller, vielleicht auch sogar nicht ganz unberechtigten Kritik
> begrüssen!

Den Kindern hilft das doch gar nicht, wenn da bei einigen Seiten ein 
Stoppschild erscheint. An die Einstiegstheorie, dass ein nicht-pädophiler 
Mensch an sowas Gefallen findet, wenn er mal zufällig auf einer solchen 
Seite landet, und deshalb schlimmeres verhindert wird, glaube ich nicht. Und 
wer sich sowas angucken will, stellt sich halt einen anderen Nameserver ein 
und gut ist, das kann wirklich jeder.
Im Gegenteil, wer sich dafür interessiert, bisher aber noch nicht so recht 
weiß, wo es derlei Content gibt, muss sich nur die Sperrliste besorgen, die 
sicher bald kursieren wird, wie die Erfahrung aus z.B. Skandinavien zeigt. 
Der Zugang wird damit sogar vereinfacht.


> Kinderpornografie - Gesetzesentwurf im Parlament zügig verabschieden!
> Berlin, 23.04.2009
>
> „Der einfache Zugang zu Kinderpornografie im Internet wird künftig der
> Vergangenheit angehören.
[...]

Das ist doch einfach nicht wahr.

> Mit der Verabschiedung des Gesetzentwurfs zur
> Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen im Kabinett hat
> die Bundesregierung ihre Maßnahmen gegen Kinderpornografie im Bereich des
> Internets wirksam ergänzt", begrüßt die Vorsitzende der Frauen Union,
> Maria Böhmer, den Beschluss.

Wirklich wirksam wäre es, die betroffenen Seiten einfach vom Netz zu nehmen, 
was meist problemlos möglich ist, eine E-Mail an den Provider genügt. 
Seltsamerweise wird das kaum gemacht.

> Das Anschauen von kinderpornografischen
> Darstellungen im Internet sei kein Kavaliersdelikt, sondern eine
> strafbare Handlung. Denn dahinter stünden immer die Vergewaltigung und
> der Missbrauch von Kindern vor laufender Kamera.

Naja, nur ein sehr kleiner Teil der kursierenden Bilder zeigt auch 
Vergewaltigungen, aber gut.

> Dies sei ein Millionengeschäft, das endlich bekämpft und geächtet werden
> muss.

Das wird behauptet, aber nie belegt. Im Gegenteil, das LKA München 
widerspricht.

> Dabei
> sei die Verbreitung von Kinderpornografie im Netz in den vergangenen
> Jahren sprunghaft angestiegen, alleine im Zeitraum 2006 auf 2007 um 111
> Prozent, erläutert Maria Böhmer weiter.

Nein, das ist der Anstieg der Ermittlungsverfahren.


> Bei der aktuellen Stunde im Bundestag zur Thematik war
> fraktionsübergreifend die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen
> Kinderpornografie, insbesondere auch im Internet, unterstrichen worden.

Dann macht mal was sinnvolles. Statt einer kontraproduktiven Sperrliste, die 
niemanden wirklich abhält, dafür aber verrät wo es sowas denn überhaupt 
gibt, die ziemlich willkürlich erstellt wird (und in Staaten, wo es sei 
schon gibt, eben nicht nur Kinderpornografieseiten  enthält), die nicht 
öffentlich prüfbar ist, die leicht bald auch auf andere Themen ausgeweitet 
werden kann, und gegen deren Existenz seltsamerweise auch mehrere 
Opferverbände sind. 

Soviel zu meiner vielleicht auch sogar nicht ganz unberechtigten Kritik, 
aber eigentlich ist das hier sowas von offtopic.

	Wonko